Gestern kamen bei uns die lange ersehnten Spitzen-Barriquefässer der berühmten Tonnelerie Seguin Moreau an. Wir hatten sie vor mehr als 6 Monaten bestellt. Sie warten darauf, unseren Langsurer Brüderberg Pinot Noir S aufzunehmen. Er wurde am 6. September 2022 geerntet, mit wunderbaren 95 Grad Oechsle. Das war die früheste Ernte in der Geschichte unseres Weingutes.
Wir verwenden für unsere Pinot Noirs mehrfach gebrauchte Barriquefässer. Pinot Noir ist hell und durchscheinend, sein Aroma ist sehr subtil, und die Struktur von Eleganz und weniger von Tanninen bestimmt. Pinot Noir weist häufig auch eine höhere Säure auf als andere Rebsorten. Er ist jedoch die hochwertigste rote Rebsorte und der König der Rotweine. Er ist sozusagen das Äquivalent zum Riesling bei den Weißweinen. Pinot Noir liebt die kühleren Weinbaugebiete und Muschelkalkboden. Weltberühmt sind die Pinot Noir Weine aus dem Burgund.
Unser Pinot Noir aus dem Langsurer Brüderberg gedeiht wie die Pinot Noirs aus dem Burgund auf reinem Muschelkalk. Die Pinot Noir Klone, die wir dort ausgepflanzt haben, stammen ebenfalls aus dem Burgund.
Mit den Ausläufern des Langsurer Brüderberges hinter Trier beginnt am Rande der Igeler Verwerfung eine geologische Formation aus reinstem, feinmergeligen Muschelkalk, die sich durch Luxemburg und die Champagne bis ins Burgund zieht. Von daher wird unser Pinot Noir S auch im Ausland vielfach als Burgund-Ersatz geordert, weil er sich preislich im Vergleich zum Burgund im angenehmen Rahmen hält.
Da wir bewusst schwachwüchsige Pinot Noir Klone gepflanzt haben, ist der Ertrag sehr gering und beträgt maximal 20 hl/ha. Von daher ist die Erntemenge sehr limitiert. Pinot Noir ist eine edle und alte Sorte und stellt höchste Ansprüche an Klima und Boden. Seit dem 9. Jahrhundert wird sie in Deutschland angebaut. Sind die Wuchsbedingungen gut, läuft Pinot Noir zur Hochform auf und belohnt die Mühe seines Anbaus mit den in unseren Augen schönsten Rotweinen der Welt.
Nach der Ernte wird der Pinot Noir von den Stielen entfernt (entrappt), und die ganzen Trauben in einer Maischewanne eingemaischt. Etwa 2/3 der Rappen (je nach Jahrgang) geben wir der Maische wieder hinzu, um den Weinen ein optimales Tanninrückgrat zu verschaffen. Das ist die klassische Art, Pinot Noir zu produzieren, wird aber in Deutschland eher zurückhaltend angewandt. Sie funktioniert auch nur, wennn die Rappen bereits braun sind, was nur bei physiologischer Vollreife der Trauben der Fall ist. Die eingemaischten Trauben werden sodann untergestoßen und fangen nach circa einem Tag auf natürliche Weise an zu gären (wir verwenden keine Reinzuchthefe für den Gärprozess). Von da an muss der Maischehut mindestens 2x täglich untergestoßen werden. Das ist eine durchaus anstrengende Arbeit, die das Muskelstudio erspart. Nach circa 2 Wochen ist der Zucker vollständig vergoren. Wir lassen unseren Pinot Noir danach noch weitere 2 Wochen auf der Maische stehen, um möglichst viel Farbe aus den Traubenschalen auszulösen.
Danach wird die Maische gepresst und in Barriques von 228 Liter gepumpt. Dort reift der Pinot Noir S für mindestens 20 Monate. Zwischen Mai und August des Folgejahres nach der Ernte setzt die sogenannte malolaktische Gärung ein, bei der Apfelsäuere in die mildere Milchsäure umgewandelt wird. Dieser Prozess wird auch als biologischer Säureabbau bezeichnet. Unsere Pinot Noir Weine werden unfiltriert und mit nur minimal Schwefel abgefüllt. Sonstige Zusatzstoffe und önologische Verfahren kommen nicht zum Einsatz. Die Füllung
erfolgt schonend per Hand, und ohne den Wein nochmals zu pumpen. Denn jeder Eingriff bei der Weinbereitung geschieht auf Kosten des Geschmacks.
Der kürzlich geerntete 2022er Pinot Noir S hat das Zeug, in 2 Jahren zu einem ganz großen Pinot Noir heranzureifen. Er wird vergleichbar mit dem 2020er Pinot Noir S werden, den wir aktuell im Verkauf haben.
Ich hoffe, Euch/Ihnen hat mein kleiner Exkurs in Sachen Pinot Noir gefallen.
Ich wünsche Euch/Ihnen ein erholsames Wochenende.
Herzliche Grüße
Marion Rinke
Die Ernte dieses Weins am 6. September 2022 mit einem bemerkenswerten Zuckergehalt von 95 Grad Oechsle und als früheste Ernte in der Geschichte Ihres Weinguts ist sicherlich ein bemerkenswertes Ereignis. Es wäre interessant zu erfahren, wie Sie die Vinifizierung dieses herausragenden Weins weiterführen und wie sich sein Charakter entwickeln wird. Eine große Auswahl an alkoholfreien Weinen ist hier erhältlich: alkoholfrei-vom-winzer.de